Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(01): 23-32
DOI: 10.1055/a-0822-4682
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Ernährungsstatus von PatientInnen in der Akutversorgung und das Problem der nicht identifizierten Mangelernährung

Eine Analyse der nutritionDay-Ergebnisse in zwei KlinikenThe Nutritional Status of Acute Care Patients and the Problem of Unidentified MalnutritionAn Analysis of the nutritionDay Results in Two Clinics
Fabian Graeb
Hochschule Esslingen – University of Applied Sciences, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
,
Renate Wientjens
Hochschule Esslingen – University of Applied Sciences, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
,
Reinhold Wolke
Hochschule Esslingen – University of Applied Sciences, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 February 2019 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund Im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Forschungsprojekts soll für 2 Kliniken jeweils ein Praxiskonzept entwickelt werden, um der bei geriatrischen PatientInnen häufig auftretenden Mangelernährung vorzubeugen beziehungsweise diese zu behandeln. Hierfür galt es zunächst mithilfe der Datenerhebung am nutritionDay eine Einschätzung des aktuellen Ernährungsmanagements in den beteiligten Kliniken durchzuführen.

Material und Methodik Die am nutritionDay 2017 gesammelten Daten wurden hinsichtlich der Ernährungssituation und des Ernährungsmanagements auf den 6 Projektstationen analysiert. Es konnten dabei 44 (36 %) von 133 stationären PatientInnen eingeschlossen werden.

Ergebnisse Die retrospektive Anwendung des nicht routinemäßig angewandten NRS 2002 zeigte deutlich auf, dass mindestens 36,4 % der inkludierten PatientInnen als mangelernährt einzustufen wären. 81,3 % der als mangelernährt eingestuften PatientInnen erhielten keine Ernährungstherapie. Ungewollter Gewichtsverlust korrelierte mit einem längeren Klinikaufenthalt (r = 0,558; p = 0,02).

Je mehr in der Vorwoche gegessen wurde, desto weniger Klinikaufenthalte sind im Vorjahr verzeichnet (rs = – 0,452; p = 0,002) und die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands fiel in diesem Zusammenhang deutlich positiver aus (rs = – 0,433; p = 0,003). Zudem wurden diese PatientInnen mit dem Screening NRS 2002 eher als nicht mangelernährt eingestuft (r = – 0,614; p < 0,001). Wurde der Gesundheitszustand von PatientInnen schlechter eingeschätzt, wurde in der Vorwoche eher weniger gegessen (rs = – 0,433; p = 0,003), weniger getrunken (rs = – 0,543; p < 0,001) und der Klinikaufenthalt war länger (rs = 0,394; p = 0,009). Wurde zudem eine Verschlechterung des Gesundheitszustands seit der Aufnahme berichtet, ging dies mit einem niedrigeren BMI einher (rs = – 0,374; p = 0,012).

Schlussfolgerung Mithilfe der Erhebungsinstrumente des nutritionDay können die Ernährungssituation der eingeschlossenen PatientInnen sowie das Ernährungsmanagement der Einrichtung gut eingeschätzt werden und zeigen wesentliche Anknüpfungspunkte für Verbesserungen in den eingeschlossenen Bereichen auf.

Abstract

Background As part of a research project funded by the Federal Ministry of Education and Research, a practice concept will be developed for two clinics in order to prevent or treat malnutrition that frequently occurs in geriatric patients. For this purpose, it was first necessary to carry out a survey of the current nutritional management in the participating hospitals with the help of data collection at the nutritionDay.

Material and Methods The data collected at nutritionDay 2017 were analyzed with regard to the nutritional situation and nutrition management at the six project stations. 44 (36 %) out of 133 inpatients were enrolled.

Results The retrospective evaluation of the nutrition status with the screening tool NRS 2002 found that at least 36.4 % of the included patients were malnourished. 81.3 % of these patients received no nutritional therapy. An unwanted weight loss correlated with a longer hospital stay (r = 0.558, p = 0.02). The more people had eaten in the previous week, less hospital stays were recorded in the previous year (rs = – 0.452, p = 0.002) and the assessment of the own reported health status was much more positive (rs = – 0.433, p = 0.003). In addition, according to the screening instrument NRS 2002, those affected were not classified as malnourished (rs = – 0.614, p < 0.001). If the health status was considered to be worse, less was eaten in the previous week (rs = – 0.433, p = 0.003), currently drunk less (rs = – 0.543, p < 0.001) and the hospital stay was longer (rs = 0.394, p = 0.009). A worsening state of health since admission has been associated with a lower BMI (rs = – 0.374, p = 0.012).

Conclusion With nutritionDay's survey tools, the nutritional status of the patients and the nutritional management of the institution can be well assessed and show significant points for improvements in the enclosed areas.